Die größte spielbare Geige der Welt

 "Eine kleine Geige möchte‘ ich haben…“ heißt es in einem alten Volkslied. Ganz anders dachte der Markneukirchener Geigenbaumeister Ekkard Seidl. Kleine Geigen hatte er zu Hauf und so träumte er von einer sehr großen Geige, vielleicht der größten der Welt.

Die Story

Lange blieb sein Traum nur eine verrückte Idee, bis er schließlich im Jahr 2010 vierzehn weitere Berufskollegen aus Markneukirchen und Umgebung gewinnen konnte, anlässlich der 650-Jahr-Feier der Stadt Markneukirchen und des 333-jährigen Jubiläums der örtlichen Geigenmacherinnung gemeinsam eine Geige und einen Geigenbogen herzustellen, die sieben Mal so groß sind wie ein herkömmliches Modell.

Und so entstand nach dem Vorbild einer alten vogtländischen Violine ein 4,27 m langes und 131 kg schweres Rieseninstrument mit einem Bogen von 5,22 m Länge. Allein für die Geige wurden über 1.300 Arbeitsstunden, über 1 m³ Fichte und Ahorn, ca. 40 kg Ebenholz, mehrere Kilogramm Leim, teure Lacke und einige hundert Jahre Berufserfahrung benötigt. Nahezu greifbar war die Spannung unter den Instrumentenbauern als zum ersten Mal Saiten aufgezogen werden konnten und dem Instrument die ersten Töne entlockt wurden.

Aus diesen ersten brummigen Versuchen ist später ein komplettes Musikstück geworden, denn der Leipziger Komponist Stephan König ließ sich auf das Experiment ein und schuf eine „Rhapsodie für Riesengeige und Orchester“. Drei Musiker werden gleichzeitig benötigt um den Giganten spielen zu können. Zwei von ihnen führen den Bogen, der dritte greift, auf einem Podest stehend, die Saiten. Sie klingen 3 Oktaven tiefer als bei einer normalen Geige, in der Tiefe brummend, bei hohen Tönen erinnern sie an ein Cello.

Krönung aller schweißtreibenden Arbeit an Riesengeige und Riesenbogen ist der Eintrag im Guinnessbuch der Weltrekorde, der den 15 Erbauern bestätigt, dass unter ihren Händen, mit ihrem handwerklichen Geschick, ihrer Erfahrung und Geduld die größte spielbare Geige der Welt mit Bogen entstanden ist.

So durften Geige, Bogen und Erbauer auch stolz auf Reisen gehen und in London gemeinsam mit vier weiteren Rekordhaltern die Guinnessbuchausgabe 2012 präsentieren, stellvertretend für rund 4000 weitere Rekorde aus aller Welt. Hier im Video festgehalten.

Seither war das Instrument, gespielt von seinen Erbauern, mehrfach zu hören, unter anderem im Rahmen der Stelzenfestspiele bei Reuth in Begleitung des Stelzenfestspielorchesters, im König Albert Theater Bad Elster, in der Stadthalle Chemnitz, im Rahmen der Musikmessen in Frankfurt am Main und Ried im Innkreis (Österreich), gemeinsam mit der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach und dem Sinfonieorchester Markneukirchen sowie in der ZDF-Show „Das Spiel beginnt“.

to the English Version of the Deutsche Welle video above

Die Geige

Länge: 4,27 m (mehr als 7-mal so groß wie eine 4/4-Geige)
Gewicht: ca. 131 kg
Materialien: Es wurden die im klassischen Geigenbau üblichen Materialien verwendet, z.B. mehr als 1 m³ Fichte und Ahorn, ca. 40 kg Ebenholz, mehrere Kilogramm Leim, Lacke.
Stimmung: g, d, a, e (wie bei einer herkömmlichen Geige, aber 3 Oktaven tiefer)
Vorlage: Violine von Johann Georg Schönfelder II (1750 – 1824)

Der Bogen

Länge: 5,22 m
Gewicht: ca. 14,7 kg
Materialien: Es wurden die im klassischen Bogenbau üblichen Materialien verwendet (z.B. Buche, Ebenholz, Leder, Messing).

Die Idee

Riesengeige und Riesenbogen entstanden von Januar bis Juni 2010 aus Anlass der 650-Jahr-Feier der Stadt Markneukirchen in ca. 1700 Arbeitsstunden auf Anregung von Ekkard Seidl.

Standort und Kontakt:

Tourismusbüro Markneukirchen (am Musikinstrumenten-Museum), Trobitzschen 14, 08258 Markneukirchen
Telefon: 037422 40775
Fax: 037422 40774
E-Mail: tourismusbuero(at)markneukirchen.de